US-Spielfilm Downsizing wirbt für Bevölkerungsreduzierung und Kannibalismus
Der US-Spielfilm Downsizing (zu deutsch: 'Gesundschrumpfung'), der 2017 in den deutschen Kinos lief, behauptet Überbevölkerung als zentrales Menschheitsproblem.
Während Regierungen und Raumfahrtagenturen mit ihren Programmen angeblich auf die Besiedlung eines habitablen Ersatzplaneten hinarbeiten,
bringt Hollywood eine andere 'Entlastungs'-Möglichkeit des Planeten ins Spiel: Downsizing, die Verkleinerung der Menschheit −
in der Eröffnungsszene des ersten Trailers von einem Vortragsredner als einzig mögliche Lösung ("only practical remedy") bezeichnet.
Damit ist natürlich nicht die durch die 'Eliten' organisierte Ermordnug des Großteils der Menschheit gemeint, die Verschwörungstheoretiker befürchten. Nein,
es geht um das Schrumpfen Freiwilliger mittels sauberer und sicherer Technologie.
Der Vorteil für die Kandidaten: ein Leben im Luxus in speziell eingerichteten Siedlungen. Der Vorteil für die Menschheit: massive Einsparung von Ressourcen:
Verbrauchsgüter, Energie und Fläche. Eine Win-win-Situation, könnte man meinen.
Das versprochene Mini-Paradies entpuppt sich im Verlauf des Films als Reproduktion der alten großen Welt. Die selben Probleme, die selben Ungleichheiten, nur dass die Armen hinter einer Wand verborgen leben müssen,
um die schöne Scheinwelt der Wohlhabenden nicht zu beeinträchtigen. Erinnert an die abgeschotteten Luxus-Siedlungen, die von großen Firmen für ihre Mitarbeiter
errichtet werden (z.B. von Google).
Die Kritik feiert den Film als sozialkritisch und nachdenklich. Die Nebentöne der ulkig-skurril daherkommenden, in dieser Form wohl utopischen Schrumpfungsidee bleiben
dabei unerwähnt.
Bevölkerungs-Reduzierung
Die Eröffnungseinstellung des ersten Trailers zeigt einen Gebäudekomplex, in dem Wissenschaftler/Delegierte einen Downsizing-Werbevortrag anhören.
Das Hauptgebäude, vermutlich die Halle, in der die Veranstaltung stattfindet, hat die Form eines Pyramidenstumpfes. Ergänzt man die Pyramidenspitze,
ergibt sich ein Flächenverhältnis von 1 : 6.
Pyramidenförmiges Veranstaltungsgebäude (Trailer 1, Min 0:06, Ausschnitt)
In den alternativen Medien kursieren Spekulationen über die ominöse "Deagel-Liste" (List of Countries Forcast 2025), die die
Bevölkerungsentwicklung von 183 Ländern für das Jahr 2025 prognostiziert. Die militärische Webseite Deagel.com wertet dazu angeblich die Daten folgender Organisationen aus
(vgl. dieunbestechlichen.com):
National Security Agency
North Atlantic Treaty Organization (NATO – OTAN)
Organisation for Economic Co-operation and Development (OECDOSCE)
Russian Defense Procurement Agency
Stratfor (George Friedman)
The World Bank
United Nations (UN)
Für die USA gibt die Liste eine Bevölkerungsreduktion im Zeitraum 2016 bis 2025 von 324 Mill. auf 54 Mill. an − also auf ein Sechstel (Stand: 24.1.18).
Das entspricht dem Flächenverhältnis von Pyramiden-Stumpf und -Spitze des Tagungsgebäudes im Film. (Zur Veränderung der Angaben vgl. Konstantin Kirsch:
Was taugen die Prognosen der Deagel-Liste?)
Deagel-Liste: Bevölkerungsentwicklung der USA
Die Schrumpfungskammer
Die Kammer, in die die Schrumpfungskandidaten mittels Glücksversprechen gelockt werden, ist eine moderne Gaskammer nach dem Vorbild der Nazi-Gaskammern.
Links und rechts der von außen verriegelbaren Tür befinden sich Gasdüsen, an der Wand Lüftungsschlitze.
Vor der 'Prozedur' werden Haare, Kleidung und (Gold-)Plomben entfernt.
Die Nazis sollen Haare, Haut, Kleidung und Goldplomben ihrer Opfer verwertet haben. Die Hollywood-Phantasie geht einen Schritt weiter:
Einer der Film-Trailer zeigt eine Küchenszene, in der sich ein Downgesizter mit dem Interessenten Paul Safranek, der als Ergotherapeut in einem Schlachthof (!) −
Spiegel Online spricht lieber von einer "Steakfabrik" − arbeitet,
über die Vorzüge des Schrumpfens unterhält.
Dabei sitzt der Mini-Mensch auf einer Lebensmittelverpackung. Es entsteht der Eindruck, er sei ihr gerade entstiegen bzw. aus ihr herausgenommen worden.
Auf der dem Zuschauer zugewandten Schmalseite der Verpackung sind die Bestandteile des Produktes aufgelistet und zusätzlich in einer Infografik veranschaulicht.
Mini-Mensch auf Lebensmittelverpackung mit Angabe der Inhaltsstoffe (Trailer 1, Min 0:42, Ausschnitt)
In der Küchenszene ist der Mini-Mensch von zerkleinerten Nahrungsmitteln umgeben, die sich als Bestandteile eines menschlichen Körpers lesen lassen.
In einer Einstellung der Szene weist ein Fleischmesser in seine Richtung.
Werden hier Bestandteile des menschlichen Körpers dargestellt? (Trailer 1, Min 0:41, Ausschnitt)
Der Mini-Mensch formt mit seiner Hand das Okay-Zeichen während er auf der Verpackung mit zweifacher Ok[ay]-Beschriftung sitzt.
Okayer geht's nicht. Das dreifache Okay erscheint wie die ausdrückliche Einverständniserklärung bei einem Vertragsabschluss.
Okay − okay − okay. (Trailer 1, Min 0:50, Ausschnitt)
Tötung und Verwertung des Körpers mit ausdrücklichem Einverständnis des Opfers − Kannbalismus light.
Auch in Katy Perrys Kannibalismus-Song "Bon Appetit" (2016) wird eine Einverständniserklärung des Opfers angedeutet, wenn sie singt
(Text):
"Let me take you under candle light
We can wine and dine
A table for two, and it's okay
If you take your time
Eat with your hands, fine I'm on the menu"
Diese Strophe wird im Stück wiederholt, sodass das "It's okay" zweimal ausgesprochen wird. Der Vertrag ist also nicht besiegelt und so wird die Sängern auch kurz
vor der Verspeisung gerettet.
Dass eine dreifache Wiederholung des Einverständnisses für die Gültigkeit eines Vertrages erforderlich ist, macht die Filmszene deutlich, in der
Safranek sich von seiner Frau scheiden lässt, nachdem sie vom Downsizing zurückgetreten ist:
Der zweite Trailer zeigt eine downgesizte dunkelhäutige Frau, die wie die Schokoladen- oder Fleisch-Füllung eines Kekses wirkt:
Dunkelhäutige Frau mit überdimensionalem Keks (Trailer 2 extended, Min 2:14)
Reale Nabisco-Produktverpackung
Das Markenzeichen "Nabisco" ist das einer realen Firma. Nabisco ist eine Tochtergesellschaft von Mondelez International und stellt u.a. auch Hundekuchen her.
Bis 1985 produzierte das Unternehemen außerdem Pulver für Gelatine-Desserts und Pudding-Fertigprodukte. Gelatine wird aus Knochen gewonnen.
Die Zahl vierzehn − Zahl der Opferung
Im Film werden die Menschen auf eine Größe von fünf Zoll (12,7 cm) verkleinert.
Die durchschnittliche Körpergröße eines US-Amerikaners beträgt 177 cm (vgl. Laenderdaten.info).
Die Verkleinerung erfolgt also etwa um den Faktor 14 (177 cm / 14 = 12,64 cm).
In Minute 1:04 des zweiten Filmtrailers kommt erstmalig der verkleinerte Protagonist ins Bild. Sein nackter Körper wird mit einer Art
Kelle − Spiegel Online spricht von einem "Tortenheber" − aufgehoben. Neben seinem Oberkörper ist eine Meßskala mit 14 Strichen zu sehen.
Im Kontext freimaurerischer Mystik erscheint die Zahl 14 im Osiris-Mythos: Der Gott Osiris wird von seinem Widersacher Seth in 14 Teile zerteilt und diese werden in den Nil geworfen oder über ganz Ägypten verteilt.
Die Vierzehnteilung mag schlicht damit zusammenhängen, dass es sich bei einem Menschenopfer aus Sicht des 'Schlachters' anbietet, den menschlichen Körper in vierzehn Teile
zu zerteilen.
Zerteilung des Körpers in 14 Teile
Auch die dunkelhäutige Frau mit überdimensionalem Keks erscheint in Minute 2:14 des zweiten Trailers (extendend version).
Frau als Fleischeinlage eines Kekses und Opferzahl 14 (Trailer 2, extended version)
Nabisco-Logo: Kreuzteile mit 14 Enden
Das Kreuz mit doppeltem Querbalken des Firmenlogos auf der Keksverpackung codiert ebenfalls die Opferzahl 14.
Zerlegt man das Kreuz, das einem Patriarchenkreuz ähnelt, in seine Bestandteile,
ergeben sich 7 Striche mit 14 Enden.
Im Film spielt auch einzelnes menschliches Körperteil eine Rolle bzw. dessen Verlust und künstlicher Ersatz − die Beinprothese der vietnamesischen Reinigungskraft Ngoc Lan.
Safranek mit Lans Beinprothese (Bildquelle: Rotten Tomatoes)
Der Verlust eines Körperteils sinnbildet im Zusammenhang der angeblichen Überbevölkerungs-Problematik ein Dilemma und eine Entscheidung:
Um sein Leben zu retten, opfert man ein Glied. Um das Überleben der Menschheit zu sichern, tötet man fünf Sechstel der Menschen.
Auch im Perry-Song Bon Appetit spielt die Zahl 14 eine Rolle: Die einzige Speise, die im Songtext − abgesehen von der Sängerin selbst −
explizit benannt wird, ist "sweet potato pie" − ein Süßkartoffelkuchen mit 14 Buchstaben. Während der Migos-Sänger das Wort rappt, ist im Video ein
doppeltes Patriarchenkreuz in der Bildmitte zu sehen.
Doppeltes Patriarchenkreuz groß im Bild, als Migos das Wort "sweet potato pie" rappt (Bon Appetit-Video, Min 3:00)
Schluss
In den USA starte der Film am 22. Dezember 2017, dem Tag nach der Wintersonnenwende, dem kürzesten Tag des Jahres, der
in verschiedenen Religionen und Logenideologien mit dem Tod des Sonnengottes in Beziehung gesetzt wird. Danach geht's dann wieder aufwärts mit der Tageslichtmenge und
der Stimmung. In der Verpackung der skurrilen, ulkigen, utopischen Schrumpfungsidee verbirgt der Film den Vorschlag,
einen Massenmord nach Vorbild der Nazis durchzuführen und die Körper der Getöteten als Nahrungsmittel zu verwerten.
Das Miniatur-Wunderland Leisureland zeigt nicht das Leben der Downgesizeten, sondern das des verbleibenden Sechstels nach dem Massenmord.
Die Dachformen der Luxusvilla Safraneks stellen Pyramidenspitzen dar und verkörpern so die Spitze der (Einkommens-/Macht-)Pyramide,
also das obere Sechstel, das verschont bleibt.
Nachdem die Masse getötet ist, gibt es auch keine Massenproduktion mehr. Die Autos für die verbleibende Oberschicht und einige Spezialisten kommen deshalb aus dem
3D-Drucker. Und so sehen sie auch aus:
Downgesizete Autos und Pyramidenspitzen-Dächer im Leisureland (Trailer 2 ext. vers., Min 0:36)
Spiegel Online
schreibt über den Film:
"Es ist eine Art Spielberg-Update für Erwachsene und für unsere Zeit, eine Begegnung der Dritten Art, die nicht ins All nach Aliens Ausschau hält,
sondern buchstäblich mit der Lupe ganz tief in den Menschen hinein."
Für einen Blick in den menschlichen Körper braucht es freilich mehr als eine Lupe. Ein scharfes Messer etwa.
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Gerhard Wisnewski kritisch über die Deagel-Liste: YouTube-Video (2020)